Viele Pflegebedürfte Menschen in Deutschland werden ohne professionelle Hilfe, sondern von den eigenen Angehörigen versorgt. Nicht selten wird diese Pflege auch von den eigenen – teils minderjährigen – Kindern und Jugendlichen übernommen. Um diese sogenannten Young Supporters/Young Carer (junge Unterstützer oder Pflegende) möglichst früh ausfindig zu machen und ihnen niederschwellige Hilfen anbieten zu können, wurde jetzt von der medidoc Palliativ Akademie gemeinsam mit der Initiative „Young Supporters Duisburg“ das Schulungsangebot „Die unsichtbaren Helfer:innen“ ins Leben gerufen. Seit Ende November läuft das Pilotprojekt an der Green Gesamtschule in Duisburg – zunächst für die 7ten Klassen im Rahmen von dreistündigen Unterrichtseinheiten. Perspektivisch soll es auf andere Schulen und Städte ausgeweitet werden.
Nach Untersuchungen der AOK leben allein in Duisburg ca. 24.742 Kinder und Jugendliche mit kranken Angehörigen. Mindestens 2.749 von ihnen sind in die häusliche Pflege involviert. Insofern kann man davon ausgehen, dass es ungefähr zwei bis drei Schüler pro Klasse gibt, die ihre Eltern pflegen. „Die BetroPenen fallen in der Regel erstmal gar nicht auf, benötigen aber dringend Unterstützung. Wenn die Belastung zu groß wird, kann es passieren, dass sie dann doch durch körperlichen und geistigen Leistungsabfall, Konzentrationsmangel, Müdigkeit, Erschöpfung, Verschlechterung der Schulnoten und schlussendlich schulabsentes Verhalten auPallen. So weit sollte es nach Möglichkeit gar nicht erst kommen“, erklärt Dr. Iris Huth, wissenschaftliche Leitung der medidoc Palliativ Akademie und Initiatorin des Projektes.
In den Schulen werden dreistündige Unterrichtseinheiten durchgeführt, die mit spielerischen, informativen Elementen und entsprechenden Gruppenarbeiten auf ein achtsames Heranführen der Schülerinnen und Schüler an die verschiedenen Krankheitsbilder und Pflegesituationen gerichtet ist. Es geht dabei um die Reflektion, wie es ist krank zu sein und Hilfe zu benötigen. Dies soll zur Förderung von Verständnis, Transparenz und OPenheit im Klassenverbund beitragen. So wird verhindert, dass eine Stigmatisierung entsteht, falls jemand zur betroPenen Personengruppe gehört. „Das schließt selbstverständlich auch die Anerkennung, Wertschätzung und Würdigung derjenigen ein, die bereits Pflegeleistungen erbringen. Außerdem sollen konkrete Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten für die BetroPenen aufgezeigt werden, sodass sie sich nicht allein gelassen fühlen.“